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Projekt mit dem Konzertchor des Gymnasium "rutheneum seit 1608" in Gera 2015 | Foto: Mathias Marx
Projekt mit dem Konzertchor des Gymnasium "rutheneum seit 1608" in Gera 2015 | Foto: Mathias Marx

Ein Schulmeister muss singen können

Ein wesentliches Aufgabenfeld der MBM ist auch die Förderung von Veranstaltungsformaten zur Aufführungspraxis, insbesondere für den künstlerischen Nachwuchs. Hier überzeugte im Jahr 2022 besonders das Konzert Schütz_Junior!, das junge Menschen aus dem Musikschulbereich in das Heinrich Schütz Musikfest integrierte und zusätzlich neuen Ansätzen – zum Beispiel mit elektronischer und Neuer Musik – eine besondere Bühne bot. Im Jahr 2023 waren Schulklassen in Zeitz unter dem Titel „Abenteuer Isfahan“ zu einer musikalischen Zeitreise eingeladen. Das Programm erinnerte an eine sechsjährige, im Jahre 1633 gestartete Persienreise einer 120-köpfigen fürstlichen Delegation von Kaufleuten, Politikern und Wissenschaftlern, welche den Regeln barocker Repräsentation folgend auch fünf Musiker mitführte.

Die MBM kann zwar keine grundsätzliche Bildungsarbeit leisten, eröffnet aber durch die sehr günstigen Junior!_Tickets Zugang zu hochwertigen Veranstaltungen. Die im Januar 2024 veröffentlichte „Leipziger Erklärung“des Bundesverbands Musikunterricht und des Verbandes deutscher Musikschulen unterstreichtdie Relevanz der musikalisch-kulturellen Bildung und weist auf die weiter sinkenden Zahlen an Studienbewerbern der letzten Jahre in allen Bereichen der Musik, insbesondere in der Musikpädagogik, hin. Schon Martin Luther betonte den pädagogischen Wert der Musik. Er sah die Musik als unabdingbaren Bestandteil der schulischen und universitären Ausbildung: „Ein Schulmeister muss singen können, sonst sehe ich ihn nicht an.“

Für das in 1524 in Wittenberg erschienene Geystliche Gesangk Buchleyn von Johann Walter steuerte Martin Luther nicht nur 24 Lieder, sondern auch eine Vorrede bei:

„denn das ich gern wölte / die jugent / die doch sonst soll und můß inn der Musica und andern rechten künsten erzogen werden / etwas hette / damit sie der bůl lieder und fleyschlichen gesenge loß würde / unnd an derselben stat / etwas heylsames lernete / unnd also das gůte mit lust / wie den iungen gepürt / ingienge.“

Auch heute braucht es eine musikalische Bildung, auch die gemeinsame Kraftanstrengung, das Publikum der Zukunft – als gebildete Kenner und Liebhaber Alter Musik – zu gewinnen. Der Konzertbesuch kann mehr sein als das bloße Stillsitzen und Zuhören. Nicht nur junge Menschen wünschen sich Partizipation und zeitgemäße Konzertformate.

Dr. Sven Rössel

© Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V.

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