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Gelder sinnstiftend eingesetzt

Stefan MaassMein erster Kontakt zur MBM geht auf deren zweites oder drittes Jahr zurück. Für die Batzdorfer Hofkapelle wollten wir Fördergelder beantragen, weil die neu gegründete MBM für den Themenbereich der Projekte Alter Musik in Mitteldeutschland nunmehr die erste Ansprechpartnerin war. Das Bemühen, den Kulturschatz in den drei mitteldeutschen Ländern zu bewahren, die Archive zu erschließen und die Aktivitäten darum zu koordinieren und zu bündeln, hatte ja 1994 zur Gründung der MBM geführt. Von da an galt und gilt bis heute, dass förderwürdige Projekte eine mehr als regionale Bedeutung aufweisen müssen. In den Anfangsjahren wurde allerdings noch zwischen A- und B-Projekten unterschieden, wobei letztere versuchten, auch eher lokale Veranstaltungen zu unterstützen. Seit die B-Projekte entfallen sind, gehen diese Aktivitäten nun leer aus – soweit sie überhaupt noch stattfinden können. Vorangegangen waren dieser Entscheidung Unstimmigkeiten zwischen den Geldgebern und dem Präsidium wie der Geschäftsstelle der MBM am Ende der ersten Dekade der 2000er Jahre. Dabei wurde von außen in die Strukturen der MBM eingegriffen und vorgegeben, dass nur noch Projekte von quasi nationaler Bedeutung gefördert werden. Die kulturelle Vor-Ort-Arbeit fiel aus dem Raster; die kulturelle Basis wird damit nicht mehr unterstützt, was langfristig Folgen haben wird, da auch die großen, renommierten Ensembles meist aus dieser hervorgegangen sind. Doch derzeit finden die ‚Einsteiger’ keinen Ansprechpartner mehr beziehungsweise müssen mühsam nach den wenigen noch vorhandenen Nischen suchen, die etwa die ‚Kulturraum’-Gelder bieten.
Das ursprüngliche Anliegen der MBM war eben insbesondere die Quellen zu erforschen, wissenschaftlich aufzuarbeiten und die Ergebnisse zu publizieren und möglichst auch zum Erklingen zu bringen. Die Förderung der Strukturen, aus denen musikalisches Leben erwächst, stand aufgrund der primär wissenschaftlichen Ausrichtung nicht im Vordergrund. Dabei wäre auch dieser Ansatz denkbar gewesen, indem man etwa die Gründung von Ensembles hätte fördern können. Derzeit geschieht eher das Gegenteil: Aufgrund fehlender Mittel brechen Ensemblestrukturen auseinander. Man muss konstatieren, dass wir hier in Sachsen kein festes Orchester für Alte Musik haben wie beispielsweise das Freiburger Barockorchester oder die Berliner Akademie für Alte Musik. Unsere Batzdorfer Hofkapelle besteht zwar seit 1993, und das in einer sehr stabilen personellen Zusammensetzung, aber wir haben mit circa zehn Projekten im Jahr zu wenige, um als stehendes Orchester bezeichnet werden zu können. Dessen Definition wäre ganz pragmatisch die, dass die beteiligten Musiker dort so viel verdienen, dass sie ihre anderen Aktivitäten danach ausrichten können.
Die Zusammenarbeit mit den Partnern in der Politik soll sich zum Teil wohl kompliziert gestaltet haben; es hing vermutlich immer davon ab, wie die Gremien personell gerade bestückt waren. Mir scheint, derzeit haben wir gute, konstruktive Kontakte. In der Vergangenheit hat es dem Vernehmen nach aber auch Phasen gegeben, in denen insbesondere die Vertreter des Bundes so etwas wie Eventcharakter als Maßstab für ihre Entscheidungen setzten. Immerhin hat sich die MBM nun über zwei Jahrzehnte permanent der Verantwortung gestellt, mit den Fördergeldern verantwortlich umzugehen. Diese Kontinuität ist die eigentliche Leistung der MBM-Geschichte: Sie hat ein Verwaltungsgebilde geschaffen, dem es gelingt, die Gelder sinnstiftend einzusetzen.
Für die Hofkapelle kann ich mit Dankbarkeit feststellen, dass wir etliche Projekte in einer unkomplizierten, angenehmen Zusammenarbeit mit der MBM gestalten konnten, darunter auch solche, die wir ohne deren Unterstützung gar nicht angegangen wären. Sich eine Idee auszudenken und dann von außen Hilfe zu deren Verwirklichung zu bekommen, ist schon eine tolle Sache. Ich möchte aber betonen, dass wir in der Regel nur 50% dessen, was an Mitteln erforderlich war, bekommen haben, d.h. völlig sorgenfrei konnten wir damit noch nicht arbeiten; ein Restrisiko blieb immer. Aber da rechnet die MBM wohl einfach damit, dass ihre Antragsteller von den Projekten so besessen sind, dass sie die Realisierung trotz dieses Risikos voran treiben!
Wenn ich eine Zusammenarbeit herausgreifen müsste, würde die Wahl wohl auf das Dafne-Projekt fallen, das wir 2012 beim Heinrich-Schütz-Musikfest zunächst in Gera und dann noch in Dresden, Altenburg, Torgau, Weißenfels sowie hier auf Schloß Batzdorf aufgeführt haben, auch wenn wir dazu ‚nur’ den musikalischen Anteil beigesteuert haben und die szenische Umsetzung bei anderen Partnern lag. Von den szenischen Produktionen, die seit 20 Jahren jeden August hier im Schloss stattfanden, haben wir uns im letzten Jahr übrigens auch verabschiedet. Aus unserem bisherigen Musiktheaterfestival wird nun ein reines Musikfestival, d.h. wir legen unser Hauptaugenmerk nun aufs Musikmachen und nicht mehr darauf, Musik zu einer Opernproduktion zu liefern. Es bleibt abzuwarten, wie unser Stammpublikum, das bislang vor allem aus Dresden, Leipzig und Berlin anreiste, darauf reagiert.
Für die MBM sehe ich als Herausforderung in der Zukunft vor allem, dass sie eine weitere Mittelkürzung verhindern muss und im Idealfall dafür sorgt, dass der Haushalt wieder wächst. Und dass sie auch wieder bereit ist, ein paar ‚kleinere Brötchen zu backen’: Ein Programm zu machen, einfach weil es schöne Musik ist, muss doch nicht zwangsläufig weniger anspruchsvoll sein, als ein unbekanntes Werk oder einen neu entdeckten Komponisten aufzuführen ...

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