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Mit dieser Aufgabe muss man sich absolut identifizieren

Romy HageIm Jahre 1994 haben sich folgende Institutionen zur Gründung der MBM zusammengefunden: Telemann-Zentrum Magdeburg (Dr. Wolf Hobohm),
Kloster Michaelstein (Monika Lustig), Bachhaus Eisenach (Dr. Claus Oefner), Bach-Archiv-Leipzig (Prof. Dr. Hans-Joachim Schulze), Schütz-Haus Bad Köstritz (Dr. Ingeborg Stein), Händel-Haus Halle (Dr. Edwin Werner) und Heinrich-Schütz-Archiv Dresden (Prof. Dr. Wolfram Steude). Da in kaum einer anderen Region Deutschlands eine so dichte und reiche Kulturlandschaft mit Traditionen der Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts anzutreffen war wie im mitteldeutschen Kulturraum, es bis zu diesem Zeitpunkt aber keine zentrale Anlaufstelle gab, die sich mit dieser Musikpflege beschäftigte, war das für die genannten Institutionen Anlass, ihr Anliegen dem Bund und den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen vorzutragen. Die Idee stieß auf großes Interesse! Als sogenannter „Leuchtturm“ der Bundesrepublik Deutschland und der drei Länder wurde daraufhin die „Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V.“ gegründet.
Diese ist mit der Zielsetzung angetreten, die europäische Bedeutung der Barockmusikentwicklung im mitteldeutschen Kulturraum darzustellen, die Zeitzeugnisse zu bewahren und zu dokumentieren. Ein weiterer Schwerpunkt war die Erforschung und Verbreitung dieser Musik nicht nur im deutschen, sondern auch im internationalen Musikleben. In den ersten Jahren widmete sich der Verein folgenden Aufgaben: der Herausgabe von 2 MBM-eigenen Publikationsreihen (Denkmälerreihe und Schriftenreihe), Ausstellungen und Präsentationen, wissenschaftlichen Veranstaltungen, Konzerten, Musikfesten, Seminaren zur Aufführungspraxis und der Ausrichtung von Wettbewerben.
Für die Länder lag der Aufgabenschwerpunkt damals bei den geförderten Länderprojekten, den sogenannten B-Projekten, da nach der Gründung der MBM eine Beantragung auf finanzielle Unterstützung der alten Musik nur noch über die MBM möglich war. Durch eine vom Bund geforderte Evaluation verlagerte sich ab 2007 der Aufgabenschwerpunkt auf eine Förderung von Projekten mit einer überregionalen Ausstrahlung und einem hohen Bundesinteresse sowie auf die beiden MBM-eigenen Musikfeste „Tage Mitteldeutscher Barockmusik“(jetzt „unMittelBARock“) und das „Heinrich Schütz Musikfest“.
Im Laufe der Jahre gab es immer wieder „Überlebungsängste“, denn die MBM ist ein Verein, der vom Bund und den Ländern projektgefördert wird, was nur funktioniert, wenn alle vier Kuratoriumsmitglieder an ihrer Mitgliedschaft festhalten und ihrer Finanzierungsverpflichtung in gleicher Höhe nachkommen. Leider gab es da in den ersten Jahren immer wieder Turbulenzen, die dann glücklicherweise mit einem positiven Ergebnis endeten.
Im Jahre 2008 erreichte die MBM allerdings einen sehr kritischen Punkt, der ihre Existenz gefährdete. Durch die Neubesetzung der Geschäftsführung 2009 und der damit verbundenen Umstrukturierung der Aufgaben der MBM sowie der Veränderungen der inhaltlichen Schwerpunkte konnte der Fortbestand der MBM gesichert werden. Darüber hinaus hat sich auch der Stellenwert der MBM in der Kulturszene der Alten Musik positiv entwickelt. Heute können wir mit Stolz sagen, dass die MBM wieder auf einem sehr guten „Kurs“ ist!
Diese Entwicklungsphase ist für mich persönlich das wichtigste Ereignis und die größte Leistung derer, die diese unzähligen, schwierigen Verhandlungen mit viel Einfühlungsvermögen, Fachwissen und Überzeugungskraft geführt haben. Schließlich war ich von Anbeginn dabei: Mein damaliger Arbeitgeber, der Landkreis Werningerode, hatte mich zunächst quasi via Amtshilfe zur Unterstützung an die MBM ausgeliehen, um die erste Geschäftsstelle im Kloster Michaelstein zu betreuen. Dass daraus zwanzig Jahre werden sollten, konnte damals niemand ahnen!
Mit der Alten Musik hatte ich mich zuvor kaum befasst und musste mich in der Anfangszeit gründlich einlesen. Die Vielfältigkeit dieser neuen Tätigkeit hat mich, die ich als Verwaltungsfachangestellte im Kulturbereich beim Landkreis gearbeitet habe, sofort gereizt. Ich sah die Chance, mein Aufgabengebiet enorm zu erweitern, weil ich neben der reinen Verwaltungstätigkeit auch in direkten Kontakt mit den Künstlern kam – und meinen Wirkungskreis auf drei Länder ausdehnen konnte! Dieser Schritt ins Neuland war eine große Herausforderung – und Bereicherung: Ich war bereit, alles zu geben, damit es weitergehen kann. Persönliche Belange mussten, vor allem in der Anfangszeit, oftmals zurückgesteckt werden; manchmal hatte ich schon ein schlechtes Gewissen gegenüber der Familie. Aber diese Opfer mussten gebracht werden: Das war nicht nur ein Job; hier fühlte man sich persönlich verantwortlich und musste sich absolut mit der Aufgabe identifizieren.
Als die wichtigsten Errungenschaften der 20jährigen Geschichte möchte ich die feste Etablierung der zwei MBM-eigenen Musikfesten in Mitteldeutschland benennen, die weit über den mitteldeutschen Raum hinaus, sogar international eine feste Größe sind: die „Tage Mitteldeutscher Barockmusik“, die 2013 in „unMittelBARock“ umbenannt wurden, und das Heinrich-Schütz-Musikfest. Mein ganz persönliches Highlight war wohl der „Tag der Mitteldeutschen Barockmusik“ in Freiberg: „Wenn Engel musizieren“. Die Kirche war bis unters Dach gefüllt, die Spannung war mit Händen zu greifen. Und als dann die Musiker mit diesen kleinen Instrumenten in den Händen musizierend herein kamen: Dieser Moment war unbeschreiblich und mir wurde wieder bewusst, dass ich mit der MBM den richtigen Weg eingeschlagen habe!
Der Schwerpunkt in den nächsten Jahren muss es nun sein, weitere Kooperationspartner und Förderer zu gewinnen, die sich nicht nur aktiv, sondern auch finanziell in die Musikfeste einbringen. Denn mit einer Erhöhung des Gesamtetats durch den Bund und die Länder ist nicht zu rechnen und die Qualität und Quantität der Veranstaltungen werden immer weiter kontinuierlich
wachsen. Wünschenswert wäre auch, wenn wir in unserer Arbeit eine größere Planungssicherheit hätten und nicht nur im Projektzeitraum vom 1. Januar bis zum 31. Dezember handlungsfähig wären. Musikfeste von diesem Rang brauchen einfach eine größere Planungs- und Vorbereitungszeit.

© Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V.

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