Die Initiative zur Gründung der MBM ging vom Bund aus, und
zwar in Gestalt von Frau Dr. Gerti Peters, der Kulturbeauftragten für die Neuen
Länder im Innenministerium. Der Anlass war wohl, etwas zusammen zu führen, um
durch die Bündelung einen größeren Effekt zu erzielen und Dinge förderwürdig zu
machen, ohne dass einzelne Institutionen abgefragt werden müssen, und damit
administrative Hindernisse zu umgehen. Das Ziel war, ganz allgemein gesprochen,
die Förderung der Barockmusik, wobei der Begriff weitherzig ausgelegt wurde, um
über die eigentliche Zeitspanne von 1600 bis 1750 hinaus gehen zu können. Die
Protagonisten dieser Zeit, allen voran Bach und Händel, sollten dabei
allerdings weniger Förderung erfahren als unbekanntere Komponisten. Also keine
Chance für Bach, aber für Stölzel oder Fasch.
Zunächst wurden die einschlägigen Institutionen und deren
Aktivitäten zusammen geführt. Das reichte von den großen
Forschungseinrichtungen um Bach, Händel und Schütz in Leipzig, Halle und
Dresden bis hin zu Kirchenchören oder sonstigen kleinen Veranstaltern, die
finanzielle Förderung beantragen konnten. Im Dialog zwischen Geschäftsstelle
und Antragstellern wurde erkundet, was förderwürdig und förderfähig sei.
Zunächst waren das insbesondere öffentliche Veranstaltungen, aber auch
Publikationen und wissenschaftliche Konferenzen. In der Aufbruchstimmung kam es
auch zu gelegentlichen Enttäuschungen, vor allem, wenn Finanzierungsmodelle
nicht funktionierten. Diese Modelle sahen vor, dass der Antragsteller die
Grundfinanzierung auf der Basis von Mitgliedsbeiträgen, Kartenerlösen oder
Sponsorengeldern zu gewährleisten hatte. Ein ‚brauchbares Modell’ musste also zunächst
vorliegen, damit die MBM überhaupt einen prozentualen Anteil an Fördergeldern
zuschießen durfte. Da es in der Frühzeit sowohl an Erfahrungen wie an Vorgaben
fehlte, wurde vieles gefördert, was später wieder eingeschränkt wurde. Vor
allem im Bereich der Veröffentlichungen läuft daher derzeit einiges aus: die
Jahrbücher, die Schriftenreihe und die Denkmal-Ausgaben, die in meinen
Verantwortungsbereich als Editionsleiter fielen.
Als Frau Dr. Peters vor einigen Jahren aus dem Amt schied,
folgten bald Einschnitte in der Finanzierung von Bundesseite. Die Länder
hielten nicht dagegen, weil auch dort die Kulturmittel beschnitten wurden. Es
gab einige Krisensituationen, auch Ausstiegsdrohungen. Eine weitere Erschwernis
war die Tatsache, dass aufgrund unterschiedlicher Zeitvorgaben für die
Haushaltsmittel diese nicht immer zugleich verfügbar waren. Einige
Gründungsmitglieder verabschiedeten sich daraufhin. Auch das Bach-Archiv hätte
Grund dazu gehabt, weil gerade um die Denkmäler-Reihe große Unstimmigkeiten
entstanden. Das heißt, die Geldgeber wollten in inhaltlichen Fragen mitreden.
Die neue Publikation „Forum MBM“ ist nun sehr beliebig, was das Thema wie den
Erscheinungszeitraum angeht. Angesichts bereits erfolgter Vorfinanzierungen
müssen aus der Denkmäler-Reihe allerdings noch ein paar letzte Bände
herausgebracht werden.
Die Zusammenarbeit mit den Partnern in der Politik
gestaltete sich mit Frau Dr. Peters so gut und reibungslos, wie man sich das
nur vorstellen kann. Mit ihren Nachfolgern war das zum Teil anders, aufgrund
welcher Vorgaben auch immer. Als dann auf dem Höhepunkt der Krise mit Vehemenz
eine Neuausrichtung gefordert wurde, ging es zunächst darum, die Mittelkürzung
zu verwinden. Aber musste man gleich querbeet aufräumen…? Man hätte ja auch so
vorgehen können, das Jahrbuch in zweijährigem Turnus und die Denkmäler-Reihe in
größeren Abständen erscheinen zu lassen, also die Reduzierung im Verhältnis zur
Mittelkürzung vorzunehmen. Stattdessen wurde eine komplette Einstellung
beschlossen. Eine gute, offene, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Partnern
in der Politik stelle ich mir anders vor. Man hätte gemeinsam überlegen können,
wie die finanziellen Vorgaben sich inhaltlich sinnvoll umsetzen lassen.
Als größte Leistung der MBM-Geschichte betrachte ich ihre
Gründung. Unter den Auspizien, dass die zum Zusammenschluss vorgesehenen
Institutionen ganz unterschiedliche Unterstellungsverhältnisse hatten, wäre man
kaum überein gekommen, hätte Frau Dr. Peters nicht den Vorschlag gemacht, den
Verein von den Institutsleitern als natürlichen Personen gründen zu lassen. Das
war die Kernleistung, um die Dinge in absehbarer Zeit überhaupt in Gang bringen
zu können. Als die drei größten Errungenschaften würde ich zunächst die
Publikationen benennen wollen, die, auf Papier gedruckt, in Bibliotheken und
Privatbesitz etwas Bleibendes darstellen und die Zeit überdauern. Ein Konzert
dagegen versetzt die Luft in Schwingungen, und wenn es verklungen ist, bleibt
nichts. Gleichwohl ist die Förderung des Konzertlebens, gerade in
finanzschwächeren Regionen, Ermutigung für die Ausführenden, nicht alleine
gegen Windmühlenflügel ankämpfen zu müssen. Als drittes wäre der
schaffenspsychologische Aspekt anzuführen: Durch die Zusammenführung der
Institutionen, die gewöhnlich Einzelkämpfer sind, ist doch eine gewisse
Koordination und ein Austausch entstanden. Und dabei profitiert man viel
voneinander.
Mein Wunsch an die MBM für die Zukunft wäre, dass sie Dinge,
die abgeschafft wurden, etwa die Förderung von Konferenzen, wieder einführen
möge. Konzerte, wissenschaftliche Veranstaltungen und Publikationen sollten
gleichrangig behandelt werden. Und mehr Geld wäre auch ganz schön. Angeblich
haben wir doch mehr Steuereinnahmen als je zuvor: Wo fließen die denn hin, wenn
sie nicht da landen, wo sie eigentlich landen müssten…?
© Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V.